Inventar aller IKT-gestützten Unternehmensfunktionen, Rollen und Verantwortlichkeiten

Inventar aller IKT-gestützten Unternehmensfunktionen, Rollen und Verantwortlichkeiten (Art. 8 Abs. 1 und 6 DORA)

Nach Art. 8 Abs. 1 und 6 DORA müssen Finanzunternehmen ein vollständiges, aktuelles und strukturiertes Inventar aller IKT-gestützten Unternehmensfunktionen, Rollen und unterstützenden Assets führen. Dieses Inventar ist eine zentrale Grundlage für das IKT-Risikomanagement und muss regelmäßig – mindestens jährlich – oder bei wesentlichen Änderungen aktualisiert werden.

Ziel ist es, Transparenz über IKT-abhängige Prozesse, Verantwortlichkeiten und Risiken zu schaffen – und damit die Basis für Resilienz, Klassifikation, Schutzbedarf, Wiederherstellung und Drittrisikoanalyse zu legen.


Inhaltliche Anforderungen laut DORA (Art. 8 Abs. 1 und 6)

1. Erfassung aller IKT-gestützten Funktionen

  • Identifikation aller geschäftsrelevanten Prozesse, die auf IKT-Systeme angewiesen sind
  • Zuordnung zu kritischen oder wichtigen Funktionen
  • Berücksichtigung ausgelagerter, automatisierter und hybrider Abläufe

2. Klassifikation der Funktionen, Rollen und Assets

  • Zuordnung verantwortlicher Rollen und Funktionen innerhalb des Unternehmens
  • Beschreibung der unterstützenden Informations- und IKT-Assets
  • Analyse der jeweiligen Risikobeziehungen und Interdependenzen

3. Dokumentation und Nachvollziehbarkeit

  • Aufbau eines strukturieren Inventars (z. B. in Excel, GRC-Tool, Datenbank)
  • Referenzierung zu BIA, Reaktionsplänen und Notfallmaßnahmen
  • Nachvollziehbare Versionierung und Freigabeprozesse

4. Aktualisierungs- und Prüfungspflicht

  • Mindestens jährliche Überprüfung auf Vollständigkeit und Relevanz
  • Pflicht zur sofortigen Aktualisierung bei wesentlichen Änderungen (z. B. neue Applikation, Organisationsumbau, Migration in Cloud)
  • Einbindung in Change-Management-Prozesse

Prüfungsrelevanz

Aufsicht und Revision prüfen:

  • Existenz eines vollständigen Inventars gemäß Art. 8 DORA
  • Dokumentation von Prozessen, Rollen, Abhängigkeiten und Assets
  • Regelmäßige Aktualisierung und systematische Prüfung
  • Anbindung an BCM, Schutzbedarf, Wiederanlaufplanung und Drittparteienrisiken
  • Konsistenz mit Asset-Management, Architekturübersichten und Notfallplänen