Inventar aller Prozesse, die von IKT-Drittdienstleistern abhängen

Inventar aller Prozesse, die von IKT-Drittdienstleistern abhängen (Art. 8 Abs. 5 und 6 DORA)

Nach Art. 8 Abs. 5 und 6 DORA müssen Finanzunternehmen ein spezifisches Inventar aller Prozesse erstellen, die vollständig oder teilweise von IKT-Drittdienstleistern abhängen. Dabei sind besonders jene Prozesse zu erfassen, die kritische oder wichtige Funktionen unterstützen.

Ziel ist es, die Vernetzungen zwischen internen Abläufen und externen IKT-Diensten transparent zu machen – um Risiken systematisch zu analysieren, Wiederherstellungspfade zu planen und Exit-Strategien bewerten zu können.


Inhaltliche Anforderungen laut DORA

1. Identifikation drittabhängiger Prozesse (Art. 8 Abs. 5)

  • Vollständige Erfassung aller IKT-gestützten Prozesse, bei denen externe Anbieter essenzielle Komponenten liefern (z. B. Hosting, Plattform, SaaS)
  • Priorisierung nach Kritikalität und Wiederanlaufzeit
  • Dokumentation der funktionalen Abhängigkeit und der Art der Dienstleistung (z. B. Speicherung, Verarbeitung, Schnittstellenbetrieb)

2. Analyse der Vernetzungen mit IKT-Drittdienstleistern

  • Zuordnung von konkreten Dienstleistern zu Prozessen (inkl. Konzerninterne Anbieter)
  • Identifikation von gemeinsam genutzten Dienstleistern (Konzentrationsrisiken)
  • Verknüpfung mit Dienstleistungsverträgen, SLAs, Exit-Klauseln und Prüfrechten
  • Referenzierung in Auslagerungsregister und Business-Impact-Analysen

3. Aufbau und Pflege eines strukturierten Drittabhängigkeitsinventars (Art. 8 Abs. 6)

  • Zentrales Inventar (z. B. als Teil des BCM-Tools oder GRC-Systems)
  • Angabe von Prozessname, verantwortlicher Stelle, betroffener Dienstleistung, Kritikalität und IKT-Dienstleister
  • Regelmäßige Prüfung und Aktualisierung, mindestens jährlich oder bei wesentlichen Änderungen
  • Verknüpfung mit Business-Continuity-Plänen, Reaktionsstrategien und Audits

Prüfungsrelevanz

Aufsicht und interne Revision erwarten:

  • Vorliegen eines aktuellen Inventars drittabhängiger Prozesse
  • Dokumentierte Schnittstellen zwischen Geschäftsprozessen und ausgelagerten IKT-Komponenten
  • Plausible Begründung der Kritikalität und Einschätzung des Wiederanlaufs
  • Konsistenz mit dem IKT-Drittparteienregister gemäß Art. 28 DORA
  • Anbindung an Verträge, SLA-Management, Exit-Pläne und Prüfstrategien