DOR-Strategie

DOR-Strategie (Art. 6 Abs. 8 i.V.m. Art. 5 Abs. 2 lit. d DORA)

Die DOR-Strategie, also die Strategie für digitale operationale Resilienz, ist eine gesetzlich geforderte zentrale Komponente des IKT-Risikomanagements. Sie beschreibt, wie ein Finanzunternehmen seine Resilienz gegenüber IKT-Risiken strategisch sicherstellt – unter voller Verantwortung der Geschäftsleitung.

Was ist eine DOR-Strategie?

Die DOR-Strategie legt dar, wie das Finanzunternehmen

  • IKT-Risiken adressiert,
  • digitale Resilienzziele definiert,
  • und den IKT-Risikomanagementrahmen mit der Geschäftsstrategie verzahnt.

Sie ist kein technisches IT-Dokument, sondern ein führungsstrategisches Dokument, das gemäß Art. 6 Abs. 8 DORA verbindlich zu erstellen ist.

Unterscheidung zur IT-Strategie

Die DOR-Strategie ist nicht mit einer klassischen IT-Strategie zu verwechseln. Laut BaFin (FAQ) verfolgt die DOR-Strategie einen klaren Fokus auf Resilienz, während die IT-Strategie oft stärker auf Architektur, Infrastruktur und Entwicklung ausgerichtet ist. In der Praxis können beide Strategien sinnvoll miteinander verknüpft werden – sie müssen jedoch eindeutig abgrenzbar dokumentiert sein.

Siehe: Wie ist die DOR-Strategie im Vergleich zur IT-Strategie zu verstehen? (BaFin-FAQ)


Anforderungen gemäß Art. 6 Abs. 8 DORA

Die DOR-Strategie muss mindestens folgende Inhalte abdecken:

  • Strategische Verankerung: Wie der IKT-Risikomanagementrahmen die Geschäftsstrategie und Ziele unterstützt.
  • IKT-Risikoschwellen & Auswirkungsresilienz: Definition der IKT-Risikotoleranz und Auswirkungsgrenzen bei Störungen.
  • Ziele der Informationssicherheit: Konkrete Sicherheitsziele mit Key Performance Indicators (KPIs) und Key Risk Indicators (KRIs), z. B.:
    • Max. Wiederanlaufzeit (RTO)
    • Anzahl kritischer Vorfälle pro Quartal
    • Systemverfügbarkeiten in %
    • KRIs für Angriffsflächen (z. B. unverschlüsselte Schnittstellen)
  • IKT-Referenzarchitektur: Beschreibung bestehender Architekturen und strategisch geplanter Änderungen.
  • Mechanismen zur Vorfallprävention und -reaktion: Übersicht über eingesetzte Schutz-, Erkennungs- und Reaktionsmechanismen.
  • Reifegradbewertung: Status der digitalen Resilienz anhand dokumentierter Vorfälle, Lessons Learned und Kontrollwirksamkeit.
  • Resilienztests: Planung und Ergebnisse von DORA-konformen Tests (z. B. TLPT).
  • Kommunikationsstrategie: Melde- und Kommunikationsverfahren bei IKT-bezogenen Vorfällen gemäß Art. 14 DORA.

Verantwortung des Leitungsorgans (Art. 5 Abs. 2 lit. d DORA)

Die DOR-Strategie darf nicht delegiert werden: Das Leitungsorgan ist verpflichtet, diese selbst zu definieren, genehmigen und regelmäßig zu überprüfen. Insbesondere muss es die IKT-Risikotoleranzschwelle aktiv festlegen.

Diese Verantwortung ist nicht übertragbar – weder an die IT noch an ein Informationssicherheits- oder Risikomanagementteam.


Umsetzungspflicht: Frist bis 17. Januar 2025

Die DOR-Strategie muss bis spätestens 17. Januar 2025 vollständig dokumentiert und durch das Leitungsorgan genehmigt sein. Bei Aufsichtsprüfungen nach diesem Stichtag ist die Vorlage verbindlich.


Verbindung zu anderen DORA-Dokumentationen

Die DOR-Strategie ist mit folgenden DORA-Anforderungen zu synchronisieren:

  • IKT-Risikomanagementrahmen
  • Kommunikationsstrategie für IKT-Vorfälle
  • Teststrategie & TLPT