Leitlinien zur Priorisierung, Klassifizierung und Behebung aller während der Durchführung der Tests zutage getretenen Probleme

Leitlinien zur Priorisierung, Klassifizierung und Behebung aller während der Durchführung der Tests zutage getretenen Probleme (Art. 24 Abs. 5 DORA)

Resilienztests wie IT-Notfalltests, Wiederherstellungsübungen oder Threat-Led Penetration Testing (TLPT) sind nur dann wirksam, wenn ihre Ergebnisse auch ausgewertet und in konkrete Maßnahmen überführt werden. Genau das verlangt Art. 24 Abs. 5 DORA: Finanzunternehmen (außer Kleinstunternehmen) müssen alle identifizierten Schwächen, Lücken und Mängel aus Tests dokumentiert, priorisiert, klassifiziert und wirksam behoben haben.

Darüber hinaus sind interne Validierungsmethoden erforderlich, um die Umsetzung und Wirksamkeit der Korrekturmaßnahmen zu überprüfen.


Gesetzliche Grundlage: Art. 24 Abs. 5 DORA

Finanzunternehmen müssen im Rahmen der Tests zur digitalen operationalen Resilienz:

  • Verfahren zur Priorisierung, Klassifizierung und Behebung aufgetretener Schwachstellen definieren
  • Leitlinien zur strukturierten Auswertung der Testergebnisse aufstellen
  • Interne Validierungsprozesse etablieren, um sicherzustellen, dass alle Mängel nachhaltig beseitigt werden

Kernelemente der Umsetzungsrichtlinie

1. Systematische Klassifizierung von Testproblemen

  • Kategorisierung nach Art (z. B. technische Schwachstelle, organisatorisches Defizit, Kommunikationsproblem)
  • Klassifikation nach Risikolevel: kritisch – hoch – mittel – gering
  • Erfassung im Testprotokoll mit eindeutiger ID, Testkontext, Ursache und Relevanz

2. Priorisierung von Korrekturmaßnahmen

  • Risikoorientierte Bewertungsmatrix (z. B. Eintrittswahrscheinlichkeit x Auswirkung)
  • Abhängigkeit von Geschäftsprozessen und kritischen Funktionen
  • Fristvorgaben für Behebung je nach Kritikalität (z. B. innerhalb von 5 Tagen bei kritischen Findings)

3. Behebung und Nachverfolgung

  • Definition von Verantwortlichkeiten und Ressourcen
  • Integration in bestehende Change-, Incident- oder Problem-Managementprozesse
  • Laufende Nachverfolgung offener Findings inkl. Statuskennzeichnung und Deadlines

4. Interne Validierung

  • Methoden zur Überprüfung der Wirksamkeit (z. B. Re-Test, Kontrollaktivität, Audit)
  • Unabhängige Bewertung durch Interne Revision oder Second Line of Defense
  • Ergebnisdokumentation zur Vorlage bei der Aufsicht oder in Prüfungen

Prüfungsrelevanz: Was Auditoren und Aufsichtsbehörden erwarten

  • Existenz eines formalen Testnachbereitungsprozesses mit Priorisierungslogik
  • Klassifikationsschema für Schwächen inkl. Risiko- und Auswirkungsanalyse
  • Umsetzungskontrollen, Fristmanagement und Zuständigkeitsregelung
  • Validierungsdokumente (z. B. Nachtest, Behebungsnachweis, Kontrollbericht)
  • Abgleich von Testergebnissen mit Lessons Learned oder Risikoregister