Verfahren für das IKT-Risikomanagement

Verfahren für das IKT-Risikomanagement (Art. 3 RTS RMF)

Ein zentrales Element der Digital Operational Resilience nach DORA ist ein fundiertes Verfahren für das IKT-Risikomanagement. Gemäß Art. 3 der RTS RMF müssen Finanzunternehmen ein vollständiges, dokumentiertes System zur Risikoerkennung, Risikobewertung und Risikosteuerung aufbauen – einschließlich eines Nachweises über eingegangene Restrisiken und der Überprüfung der Risikotoleranz.


Inhaltliche Anforderungen laut Art. 3 RTS RMF

1. Bezug zur Risikotoleranzschwelle (Art. 3 lit. a)

  • Verweis auf die vom Leitungsorgan genehmigte Risikotoleranz für IKT-Risiken gemäß Art. 6 Abs. 8 lit. b DORA
  • Dokumentation der Schwelle, ab der Maßnahmen verpflichtend sind

2. Risikobewertungsverfahren (Art. 3 lit. b)

  • Standardisierte Methodik zur Identifikation von Schwachstellen und Bedrohungen
  • Messung von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß (qualitativ/quantitativ)
  • Erfassung der betroffenen Unternehmensfunktionen, Systeme und Assets

3. Behandlung identifizierter IKT-Risiken (Art. 3 lit. c)

  • Maßnahmen zur Reduktion auf oder unterhalb der Risikotoleranz
  • Dokumentation der umgesetzten Sicherheitsmaßnahmen
  • Kontinuierliche Bewertung der Wirksamkeit

4. Verfahren für IKT-Restrisiken (Art. 3 lit. d)

  • Inventar aller bewusst eingegangenen Restrisiken mit Begründung
  • Zuweisung von Zuständigkeiten für Entscheidung und Überprüfung
  • Mindestens jährliche Neubewertung der Gültigkeit von Restrisikobegründungen
  • Prüfung verfügbarer Alternativen zur Risikominderung

5. Laufende Überwachung (Art. 3 lit. e)

  • Kontinuierliche Analyse der Risikolage, Bedrohungslandschaft und Schwachstellen
  • Frühzeitige Erkennung von Veränderungen im IKT-Risikoprofil
  • Integration externer Erkenntnisse (z. B. CERT, ISAC, Cyber-Bulletins)

6. Strategische Kohärenz (Art. 3 lit. f)

  • Sicherstellung der Konsistenz mit der Geschäftsstrategie
  • Abgleich mit der übergeordneten Strategie für digitale operationale Resilienz
  • Berücksichtigung geplanter Änderungen (Fusionen, Cloud-Transformation etc.)

Prüfungsrelevanz

Eine schlüssige Verfahrensbeschreibung für das IKT-Risikomanagement wird von Aufsicht und Revision erwartet. Insbesondere müssen folgende Punkte nachweisbar sein:

  • Abgestimmte Verfahren mit dem Risikotoleranzrahmen
  • Vollständige Risiko- und Bedrohungsanalyse (auch für Lieferketten und Alt-Systeme)
  • Detailliertes Inventar der Restrisiken inkl. Begründung und Reviewzyklen
  • Protokolle über die risikobasierte Entscheidungsfindung
  • Konsistenz mit Asset-Inventaren, BIA und Resilienztests